Zacharias, in seinem Dorf nur Zac genannt, war ein freundlicher Junge mit blondem, lockigem Haar. Er war zehn Jahre alt, immer nett, hilfsbereit und ein richtiger Sonnenschein. Wenn Zac lachte, strahlten seine Augen wie zwei Sterne. Das mochten die Mädchen im Dorf sehr. Sie neckten ihn dann immer und riefen: „Zac unser Stern, unser Stern.“ Das trieb ihm die Röte ins Gesicht, und die Fräuleins kicherten darüber. Als seine Mutter das erstmalig mitbekam, lachte sie, nahm ihn zur Seite und sagte: „Die Mädels mögen dich. Sei immer nett und höflich zu ihnen. Das gehört sich so."

Zacs Eltern waren einfache und fleißige Menschen. Sie verdienten ihr Geld als Tagelöhner. Sein Vater arbeitete mal bei Bauern, Bäckern, Hufschmieden oder anderen Handwerkern. Er war dort gern gesehen, weil er sehr verlässlich war. Die Arbeit wurde überwiegend in Nahrungsmitteln bezahlt. So musste die Familie nicht hungern. Seine Mutter arbeitete zu Hause, denn sie war eine geschickte Näherin. Daher konnte sie sich um den Haushalt und um die Erziehung von Zac kümmern.
Doch dann geschah etwas sehr Schreckliches. Sein Vater war gerade auf dem Feld, um Getreide einzuholen. Weil Regenwetter drohte, und die Ernte sehr schnell eingefahren werden musste, half seine Mutter mit. Beim Beladen des Wagens erschreckten sich aus unerklärlichem Grund die Pferde und rasten mit dem halb beladenen Wagen auf Zacs Eltern zu, die in der Nähe standen. Sie hatten keine Chance auszuweichen, wurden überrannt und starben noch auf dem Feld.
Nach der Beerdigung nahm der Hufschmied des Dorfes den Jungen bei sich auf, da es keine Verwandtschaft gab. Er war ein kleiner, dicker Mann. Sein Kopf saß wegen seiner Körperfülle direkt auf den Schultern. Und er war nicht der freundlichste Mensch, aber in seinem Beruf war er gut. Sein Haus lag am Dorfende, direkt da, wo der Wald begann. Zac bekam ein karges, dunkles Zimmer und zu essen. Das war aber auch alles. Der Schmied brauchte nur eine billige Arbeitskraft …
Als Zac zwölf Jahre wurde, kam der Schmied zu ihm und sagte: „So, nun hab ich dich lange genug bei mir durchgefüttert.“
Abends in seiner spärlich eingerichteten Kammer dachte Zac über die Worte nach. „Nichtsnutz, das stimmt doch nicht“, sagte er zu sich. „Ich arbeite für drei. Kümmere mich um das Vieh, bereite das Essen zu, putze das ganze Haus. Und was macht der verwöhnte Sohn der Familie – nichts, vielmehr lässt er sich von vorne bis hinten bedienen.“ Das war so unfair. Und jetzt sollte er auch noch als Hufschmied arbeiten. Doch irgendwann schlief er dann über seinen Sorgen ein.
In der Nacht schreckte er hoch. Er hatte eine Stimme gehört. „Wer ist da?“, rief Zac, bekam jedoch keine Antwort. Er blickte sich in dem dunklen Raum um, konnte aber nichts erkennen. „Ich muss wohl geträumt haben“, dachte er und schlief wieder ein.
Und dann hörte er es wieder. ‚Zac, du bist eines Besseren bestimmt. Du bist kein Hufschmied. Du bist ein tapferer Kämpfer mit gutem Herz, von dem die Menschheit noch sehr lange sprechen wird.‘
Erneut schreckte er hoch, aber es war wieder niemand da. „Werde ich jetzt verrückt? Oder spielt mir die Fantasie einen Streich?“, kam es ihm in den Sinn. „Folge deiner Mission – du bist dafür bestimmt.“ Was für ein Blödsinn. Er war arm und wurde mit Sicherheit von keinem gebraucht.
© Britta Kummer